Das digitale Krankenhaus ist aktuell für viele deutsche Krankenhäuser noch ein weit entferntes Ziel. Laut einer McKinsey Studie arbeitete kein deutsches Krankenhaus im Jahr 2019 mit einer vollständig digitalisierten Patientenakte1. Damit liegt Deutschland im europäischen Vergleich bei Krankenhäusern mit E-Health-Anwendungen für Tele-Homecare/-Monitoring mit gerademal 3 % weit abgeschlagen hinter bspw. den Niederlanden (35 %) oder Kroatien (18 %). Auch eine Umfrage unter den Event-Teilnehmern ergab, dass die Mehrzahl die Digitalisierung in deutschen Krankenhäusern negativ sehen. Doch woran liegt das? Laut einer aktuellen Studie von DKI und BDO zweifeln 55 % der größeren deutschen Heilstätten den Ökonomischen Nutzen der Digitalisierung an.2
Neben der oft fehlenden Aufgeschlossenheit der Krankenhausbelegschaft gegenüber der Digitalisierung, welche Hürden gibt es noch? Bei einer Umfrage unter den Teilnehmern des DIGITAL.DIALOG wird deutlich, dass vor allem die Finanzierung das Hauptproblem darstellt.
Fabian Pritzel, CTO der Paracelsus Klinik, sieht die langfristigen Vorteile der Digitalisierung vor allem in der Nutzung von strukturierten Daten von Anamnese bis hin zur Diagnose sowie die Automatisierung von Routineaufgaben, von denen zwischen 40% und 60% nicht wertschöpfender Natur sind. Ausschließlich dadurch kann das Ziel erreicht werden, Patienten schneller und besser zu heilen.
Wie neue Finanzierungskonzepte digitale Innovationen im Krankenhaus vorantreiben und Patientenwohl steigern
Die Investitionsunfähigkeit vieler Krankenhäuser ist das Hauptthema, wenn es um die digitale Transformation geht. Unabhängige Finanzierungspartner wie CHG-MERIDIAN helfen dabei hohe Investitionen zu meistern, mittels individueller Finanzierungskonzepte. Die Finanzierung sowie die damit einhergehende Frage, wie diese hinsichtlich straffer Budgets gelingen kann, sind jedoch nur eine von vielen Herausforderung des digitalen Wandels.
Bei der Hospitalvereinigung St. Marien GmbH in Köln ist laut Dr. Pascal Grüttner, IT-Leiter der Vereinigung, die Digitalisierung Chefsache und erhält somit die notwendige Relevanz. Dennoch seien Finanzierungsengpässe auch hier zu spüren. Neben „klassischen“ IT-Investitionen in technische Infrastruktur sowie Softwarelizenzen, wird z.B. in Patienten-Programme investiert. Kostenintensivere, individuelle Lösungen deckt die Hospitalvereinigung St. Marien GmbH mittels eines Zusammenschlusses mit anderen Krankenhäusern ab.
Neben den Herausforderungen der Bezahlbarkeit und den damit einhergehenden Hürden Zeit, Know-How über die Ressource IT sowie das gerade in Deutschland wichtige Thema Datenschutz und Rechtssicherheit, gibt es jedoch einen weiteren nicht zu unterschätzenden Faktor: den Menschen.
Fabian Pritzel, CTO der Paracelsus Kliniken, erläutert die Bedeutung der Faktoren Zeit, IT-Know-How und das Thema Rechtsicherheit, in Form von Heterogenität in den Landesgesetzen.
Digitalisierung ist nicht nur ein wichtiger Baustein in deutschen Krankenhäusern, sondern auch in der Gesellschaft. Es sind nicht zuletzt die Mitarbeiter und Patienten, welche die neuen IT-Geräte bedienen bzw. von den Prozessen profitieren sollen. Eine Umfrage der Initiative D21 beurteilt hierbei jedes Jahr den Stand der digitalen Transformation in der deutschen Gesellschaft.
Die digitale Transformation kann laut Prof. Dr. Volker Nürnberg, Partner BDO Deutschland nur durch einen Kulturwandel gelingen. Um die digitale Transformation voranzubringen und dadurch eine Arbeitserleichterung zu ermöglichen, müssen Lösungen geschaffen werden, bei denen alle Systeme und Prozesse miteinander verbunden werden können. Nur wenn das Krankenhauspersonal, KIS-Systeme, Softwareprogramm u.v.m. untereinander zusammenarbeiten, ist eine Digitalisierungs-Strategie erfolgreich.
Laut Sandy Jahn, Referentin für Bildung und Digitalkompetenzen bei der Initiative D21, hat sich das digitale Verständnis der deutschen Bürger vor allem in den letzten Jahren ins Positive gewandelt. Sowohl die Gesellschaft als auch der Gesundheitsbereich stehen digitalen Prozessen im Gesundheitsbereich z.B. digitalen Sprechstunden, immer offener gegenüber.
Der digitale Wandel in Krankenhäusern bringt immer auch einen Kulturwandel mit sich, der nur in partnerschaftlicher Zusammenarbeit auf Augenhöhe gelingen kann – über diese Tatsache herrschte bei allen Teilnehmern des DIGITAL.DIALOG ein einheitlicher Konsens. Neben Herausforderungen in der Finanzierung ist es vor allem dieser Kulturwandel, der die Geschwindigkeit in der Digitalisierung bestimmt. Nur wenn Patienten und Mitarbeiter im Gesundheitswesen von den Vorteilen überzeugt sind, die der technische Fortschritt für sie bringt, kann der kulturelle und der digitale Wandel gelingen. Der Faktor Mensch muss zu jeder Zeit im Mittelpunkt der Betrachtung stehen. Die Stärkung aller an diesem Change-Prozess Beteiligten ist daher eine wesentliche Voraussetzung, damit Digitalisierung in deutschen Krankenhäusern Realität wird. Somit gehen wir – gemeinsam – Schritt für Schritt nach vorne in der digitalen Transformation!
1 „Digitalisierung in deutschen Krankenhäusern“, McKinsey & Company 2019.
2 „Das Digitale Krankenhaus“, DKI und BDO 2019.
Ihr persönlicher Ansprechpartner steht Ihnen für weitere Informationen zur Verfügung.
Head of Healthcare Sector Sales Germany